der [potsdamer] platz kommt einem vor wie nachgestellte virtuelle realität. unter urbanistischen gesichtspunkten ist er vollkommen künstlich und hat nichts mit der erregten lebendigkeit des ehemaligen potsdamer platzes zu tun. obwohl dort menschen auch einkaufen... ist das mißverhältnis zwischen architektur und öffentlichem leben mit händen zu greifen. man kann auf die teuren details zeigen, aber sie bilden zusammen keinen öffentlichen raum.

daniel libeskind

 

 

ipp

die tunnelanlage wurde 1997-98 zwischen den arealen von sony und dem heutigen daimler chrysler erstellt. ein etwa 500m langes tunnelstück mit einem dazugehörenden u-bahnhof beginnt am leipziger platz und endet kurz vor der philharmonie. der tunnel verläuft entlang der potsdamer straße und überspannt den im bau befindlichen regionalbahnhof am potsdamer platz sowie eine dazwischen liegende durchgangspassage.

die u-bahnstation sowie der tunnelstutzen sind als bauvorleistung für die bvg rohbaufertig. allein die fläche des u-bahnhofs beträgt etwa 3500m². für die nächsten 20 jahre dürften die räumlichkeiten für den IPP zur verfügung stehen. der internettunnel paßt sich den gegebenheiten des vorgegebenen raumes an, ohne die bausubstanz zu verändern und verleiht dem leerstehenden bauwerk eine sinnvolle nutzung, die sich schnell und kostengünstig realisieren läßt. der ipp wäre zweifellos eine attraktion für berlin. ein idealerer ort für ein derartiges projekt ist in deutschland nur schwer vorstellbar. der potsdamer platz wird von einheimischen und einer steigenden anzahl von reisenden aus aller welt besucht und stellt bereits eine touristische attraktion dar. die ursprünglich am potsdamer platz vorgesehene mischnutzung, gastronomie, cafés, kleine läden etc. kann hier in einem kleineren maßstab verwirklicht werden.

raumsituation

da es sich beim ipp um eine voraussichtlich temporäre maßnahme handelt und die vorhandene architektur unserer neubestimmung weitestgehend nachkommt, lässt sich dieses projekt schnell und kostengünstig realisieren. Selbst die notwendigen sanitäreinrichtungen und fluchtwege sind in der bauvorleistung berücksichtigt worden. lediglich im tunnel müssen sonderwege gefunden werden.

die ca. 200m lange station wird in drei teile, die fließend ineinanderführen, aufgegliedert. von der verteilerebene über dem regionalbahnhof kommend, wird der besucher über eine eingangshalle in die internetlounge bzw. das café geführt. neben dem café im ostteil der station beginnt der ca. 1100m² große ausstellungsbereich für multimediale projektionen.

 

internetlounge

der ipp dient als medialer knotenpunkt für einheimische und reisende zugleich. er hat eine unmittelbare verkehrsanbindung an den darunterliegenden neuen regionalbahnhof, sowie über die verteilerebene an die s- und u-bahn. der ca. 1000qm große internetbereich kann maximal 500 einzelnutzerplätze fassen, die in clustern zusammengruppiert dem raum einen großzügigen loungeartigen charakter verleihen. die 24stündige öffnungszeit garantiert einen kontinuierlichen zustrom von passanten und nachtschwärmern, die sich zu jeder zeit mit neuesten informationen aus dem tagesgeschehen oder von daheim versorgen können. touristen, die unterwegs ihre e-mails lesen möchten, haben einen anlaufpunkt.

die zugänge sollen kostenlos sein, möglichst von in berlin ansässigen medienfirmen gesponsort werden oder auch von konzernen wie sony, deutsche bahn, daimler chrysler o.ä.. die komfortablen internetplätze verbinden ergonomisches design mit bequemer handhabung über arbeitsplatzintegrierte, verstellbare tft-displays (evtl. webpads). die einzelnen nutzerplätze verfügen über schnellstmögliche anbindung ans internet.

an den wänden werden großflächige lc-displays installiert, die sich ebenfalls als internet-terminals nutzen lassen. auch wenn die zahl der privaten anschlüsse zunehmen wird, sind preisgünstige schnelle zugänge weiterhin rar. bekanntlich gibt es eine große zahl von internetnutzern, die der vereinsamung vor ihren computern zuhause gerne entgehen würden. das zeigen die unzähligen chatrooms im internet, viele chatteilnehmer sitzen heute bereits in internetcafés und chatten gemeinsam. netzwerkspiele (lan) die oft in turnhallen an hunderten pc´s gespielt werden, könnten direkt am potsdamer platz stattfinden.

 

bar und café

zwischen der internetlounge und dem ausstellungsbereich gelegen, bilden bar und café ein verbindendes element für kommunikation und entspannung. auch dieser bereich des ipp ist für die besucher 24 stunden am tag geöffnet. der an den längsseiten abgestufte raum erhält einen tribünenhaften charakter und bildet mit seinen treppenartigen sitzgelegenheiten ein geeignetes forum zur unterhaltung. entlang der mittelachse des raumes können sich mehrere kleine gastronomische servicestände anreihen.

 

ausstellungsräume

im westteil, am café angeschlossen, befindet sich der ca. 1500qm große ausstellungsbereich. drehbare trennwände ermöglichen unterschiedlichste raumsituationen und -größen und bieten ideale voraussetzungen für multimediale projekte. die günstige zentrale lage und die nähe zu verschiedenen berliner museen, philharmonie, staatsbibliothek, etc. bilden eine erfolgversprechende umgebung. ebenso profitiert der ipp von der unmittelbaren nähe von filmmuseum, arsenal, mediathek, sonycenter...

videokunst nimmt in museen z. z. einen vergleichsweise geringen raum ein. der ipp könnte sich genau in diesem bereich etablieren. durch austeilung von kopfhörern läßt sich störende geräuschentwicklung vermeiden. wechselnde multimediale ausstellungsprojekte erhalten hier ein geeignetes forum.

 

u-bahntunnel

die wände des ca. 500m langen und 9m breiten weiterführenden u-bahntunnels können als projektionsfläche genutzt werden. alternativ lassen sich großformatige lc-displays an den wänden anbringen. animationen, videos, internet-art, werbetrailer, etc. können an diesem ungewöhnlichen ort gezeigt werden. gegebenenfalls lassen sich einzelbereiche abtrennen. notausgänge entlang der potsdamer straße sind vorgesehen.

 

finanzierung

für die realisierung des projekts und um den kostenlosen zutritt zu gewährleisten sind finanzielle mittel nötig. gerade hinsichtlich der geplanten vielfältigen nutzung kann unsere raumkonzeption für potentielle sponsoren sehr lukrativ sein. wir sehen zahlreiche bereiche, in denen ansprechpartner gefunden werden können, die sich in besonderer weise mit unserem projekt identifizieren können. auf ganz selbstverständliche art und weise können firmen werbung ihrer produkte auf den großbildschirmen platzieren. vorstellbar sind auch unterschiedlichste veranstaltungen, die vor dem hintergrund des ausstellungsbereichs eine bühne finden. für besondere events lässt sich die gesamte fläche des ipp nutzen.

 

danksagung

wir bedanken uns für die freundliche unterstützung bei

architekturbüro modersohn freiesleben,

dem verein berliner unterwelten,

ana cognigni, wolfgang schlegel und leonie und andreas unterstell.

 

© 2001